Offenheit und "Transitivität"

Offenheit ist für mich, gerade im Rahmen von son-z, sehr wichtig, ja entscheidend. Offenheit ist schwierig. Nichts, was ich irgendwo beobachte, könnte ich so bezeichnen - sie existiert anscheinend nicht mehr. Offenheit können Leute ausstrahlen und sie wirkt auf die Umgebung. Sie erscheint z.B. dadurch, dass Leute von ihrem Verhalten her nicht grundsätzlich zwischen Bekannten und Fremden unterscheiden. Sie lassen andere so nah an sich heran, wie die wollen - oder können. Niemand wird aufgrund formaler Kriterien bevorzugt, nicht aufgrund von Verwandtschaft, Aussehen, der "passenden" Altersgruppe oder einer bestimmten Zugehörigkeit - das spielt alles keine Rolle. Die Offenheit verschließt sich nur vor negativen Einflüssen und feindlicher Gesinnung. Sie entsteht unter den richtigen Bedingungen von selbst - züchten läßt sie sich nicht. Sie gehört zu einer Gruppe von verwandten, verflochtenen Eigenschaften des positiven Ganzen. Zu offenen Leuten entsteht der Kontakt wie von selbst für den, der ihn sucht, weil sie die Kontaktaufnahme aktiv und kollektiv unterstützen. Sie können auch zu jeder Zeit erfassen, ob jemand Kontakt zu ihnen sucht. Diese Wachheit ist mit der Offenheit verwandt. Die Offenheit ist eigentlich ganz passiv, läßt sich aber gut mit Kontaktaktivität kombinieren. Es steckt nie eine "Spinnenmentalität" dahinter, die nur auf "Opfer" wartet, um sie in ihrem Netz zu fangen und irgendwas von ihnen zu bekommen ("bekehren"). Es dürfte klar sein, dass auch absolute Ehrlichkeit (Liebe zur Wahrheit) zur Offenheit gehört.
Leider habe ich diese Offenheit auch nur zeitweise gehabt. Sie kann sich auch nur aus einer Gruppe heraus entwickeln und bleibt von ihr abhängig. Offenheit setzt weiter voraus, dass es Leuten wirklich gutgeht - es reicht nicht, dass sie es glauben. Außer einer positiven Kraft kann dies nur die Erfüllung von Träumen und Idealen bewirken, allenfalls noch die dauernde erfolgversprechende Beschäftigung damit (so wie bei mir). Keinesfalls kann dies durch
Drogen erreicht werden, heute noch weniger als früher. Offenheit ist neben der Transitivität ein sicheres Merkmal wertvoller Beziehungen. Das alles ist für mich keine Theorie, sondern Erlebtes und Erfahrenes.
Transitivität äußert sich durch das Bedürfnis, gute Gefühle, die mit Leuten, in Beziehungen entstehen, nach außen weiterzugeben und dadurch weitere Leute einzubeziehen und alle Beteiligten auch untereinander auf gleichem Beziehungsniveau zu verbinden. Eine positive Kraft, die stets hinter diesen Gefühlen steckt, fördert immer die Fortpflanzung von Wohlbefinden und Glücklichkeit, führt Leute immer zusammen, anstatt Grenzen zu ziehen und auszuschließen. In einer Umgebung, wo Ungerechtigkeit herrscht, indem Leuten etwas vorenthalten wird, was andere bekommen, kann eine positive Kraft nur kurze Zeit überdauern und ebenso alle anderen positiven Erscheinungen, die ich hier beschreibe. Gerechtigkeit gehört also auch zu diesen im positiven Ganzen verflochtenen Erscheinungen. Meiner Erfahrung nach treten diese Erscheinungen auch immer zusammen auf, eben als Ganzes, und dies erklärt auch ihre Überzeugungskraft.
Die Offenheit ist keine aufgesetzte Eigenschaft, sondern sie betrifft das ganze Wesen. Das heißt, jemand öffnet sich in diesem Sinne ganz oder garnicht. Es gibt keine Bereiche der Person und des Lebens, die grundsätzlich "tabu" sind oder nur für bestimmte Leute zugänglich (Gerechtigkeit). Das Prinzip der Offenheit ist daher mit allen konventionellen Beziehungen unvereinbar - Partnerschaft-Ehe, Vorgesetzter-Untergebener, Lehrer-Schüler usw. Es leuchtet ein, dass die Offenheit besondere Behutsamkeit und Achtung der Persönlichkeit und ihres Willens gegenüber demjenigen erfordert, der sie besitzt. Sie verdient weiterhin ernsthafte Unterstützung - der Versuch, sie ohne Gegenleistung zu konsumieren, bringt sie bald zum verschwinden. Zusammenfassend kann die Offenheit gegenüber Leuten so charakterisiert werden, dass diese Leute ganz selbst bestimmen, was daraus wird. Es stehen ihnen grundsätzlich alle Wege offen, aber jeder der Wege hat Bedingungen, die eingehalten werden müssen - und für alle die gleichen.
Am eindrucksvollsten äußerst sich die Offenheit, wenn sich die Leute zum ersten Mal begegnen. Es sieht nämlich nicht nur so aus, als würden sie sich schon immer kennen, sondern es wirkt so, als wären sie immer zusammen und würden sich absolut verstehen.